Paul-Louis Courier

Korrespondent, Pamphletist, Hellenistische
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Portraits, Gravuren und Skulpturen von Courier

Portraits und Gravuren

Louis Hersent

I n einem von Véretz aus geschriebenen Brief vom 3. Januar 1824 an Mme Soehné gibt Courier präzise Angaben zur Illustrierung seiner „Chloé“, an der Hersent arbeitet. Am 11. März desselben Jahres schreibt er seiner in der Chavonnière zurückgebliebenen Frau aus Paris, dass er bei Hersent zu Abend gegessen hat. Daraufhin hätte ihn dieser zu Sophie Gay gebracht, der Mutter der jungen und schönen Dichterin Delphine Gay. Und hier kommt die Ironie des Schicksals ins Spiel: das junge Mädchen heiratet einige Zeit darauf Emile de Girardin, der in einem Duell am 22. Juli 1836 Armand Carrel, Couriers ersten Biographen, tödlich verletzt.
Am 15. März nimmt Courier sein Abendessen wieder bei Hersent ein, um ein weiteres Mal die Illustrierung der neuen Ausgabe der Pastoralen zu besprechen.
Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das von Hersent angefertigte Portrait aus der Zeit stammt, als der Pamphletist gerade die zahlreichen Schwierigkeiten durchlebt, die in der Folge zum bekannten tragischen Ende führen.
Als Schüler von Regnault und Mitglied der Akademie der Schönen Künste – er wurde drei Jahre vor Ingres dazu erwählt – ist Louis Hersent (1777-1860) ein damals sehr beliebter Künstler. Nach unseren bisherigen Informationen über den Charakter des Schriftstellers können wir nicht davon ausgehen, dass sich der so unmondäne Courier jemals darauf eingelassen hätte, für ein Porträt vor einem Künstler zu posieren. Auf welche Weise auch immer, dieses Porträt kam jedenfalls zustande. Leider ist es verschwunden. Wurde es zerstört oder gestohlen? Dieses Rätsel konnte niemand lösen. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass der portraitierte Mann eindeutig jünger aussieht als das Modell Courier zum Zeitpunkt der Anfertigung. Die abgebildete Person könnte etwa zwanzig Jahre alt sein.
Eben jenes Bild hat wahrscheinlich jene Graveure inspiriert, deren Arbeiten vor allem die verschiedenen Ausgaben von Couriers Werken illustrierten.
Die Gravuren aus dem Werk Hersants waren zahlreich, doch von sehr unterschiedlicher Qualität. Hier die Beschreibung einiger der bekanntesten:
Paul-Louis Courier par Vigneron Der älteste Beleg ist eine großformatige Lithographie, die von C. Constans herausgegeben wurde. Sie wurde von Vigneron gemalt und trägt den Titel: „P.-L. Courier von Méré (Vigneron). Ehemals Kanonier zu Pferde. Mitglied der Ehrenlegion.“ Dieses sorgfältig auf Chinapapier aufgetragene Portrait wurde als einziges noch zu Lebzeiten Couriers veröffentlicht. Am 7. Juni 1824 wurde unter der Nummer 435 ein Pflichtexemplar unter folgender Adresse angenommen: Rue neuve Saint-Augustin, n°1.
Vigneron soll auch ein Portrait angefertigt haben, das nur dank einer Reproduktion in der Revue encyclopédique vom 15. Juli 1893 (S. 698, n° 63) bekannt ist. Man findet dazu folgende Bemerkung: Paul-Louis Courier (1792 (sic)-1825). So wie er dort abgebildet ist, im Halbprofil mit einer dreiviertel Drehung nach rechts, würde man den Pamphletisten ohne den Namensvermerk wohl nur mit Mühe erkennen.

Paul-Louis Courier par Ratier Ratier ließ sich davon zu einer Lithographie inspirieren.

Paul-Louis Courier par Adèle Ethiou Eine Ätzradierung mit dem Titel Adèle Ethiou aus dem Jahr 1833 und herausgegeben von Blaizot, trägt folgende Bemerkung: „Courier (Paul-Louis). Geboren am 1774 (sic). Ermordet 1825.“ Sie zeigt ein junges Gesicht mit regelmäßigen Zügen im Halbprofil mit einer dreiviertel Drehung nach links. Von dieser Gravur gibt es mehrere Ausgaben, die sich durch die Beschaffenheit des Papiers unterscheiden. Es existieren einige Abzüge auf Chinapapier. Robert Gasched übernimmt sie für den Buchdeckel seines Werkes „Paul-Louis Courier und die Restauration“.
Auf allen Gravuren ist ein Halbprofil (Kopf mit einer dreiviertel Drehung nach links gedreht) zu sehen. Daraus lässt sich schließen, dass die Portraits, die Hersent angefertigt hat, dieses Merkmal aufwiesen. Die wenigen Exemplare, die einen nach rechts geneigten Kopf zeigen, wurden sicherlich von einer anderen Person angefertigt, welche sich von den früheren Portraits inspirieren ließ.



Paul-Louis Courier par Ary Scheffer Das einzige heute noch zugängliche Portrait Couriers stammt von Ary Scheffer.
Dieser Künstler, den Baudelaire auf der Kunstausstellung 1846 verrissen hatte, hinterließ zahlreiche Portraits berühmter Persönlichkeiten. Oft arbeitete er nicht, um daran zu verdienen, sondern als selbstloser Künstler, der seine Werke verschenken wollte. Dieses Portrait wurde als eine im Jahr 1820 angefertigte Arbeit katalogisiert. Das ist zweifelsohne ein Fehler, denn es entstand mit Sicherheit später. Im Gegensatz zu Hersent, der sein Motiv regelrecht „neu erschafft“, bewahrt Ary Scheffer einen direkten und unmittelbaren Bezug dazu.
Wodurch unterscheiden sich nun die Portraits von Hersent und Scheffer? Ersterer stellt Courier in gepflegter, ja affektiert wirkender Kleidung dar. Seine Weste ist sauber, sein Gehrock makellos, die Krawatte gepflegt; aber derartige Darstellungsformen sind typisch für ein bezahltes Auftragswerk. Bei Letzterem wirkt die Kleidung dagegen eher vernachlässigt und die traurige Grundstimmung des Porträts deutet auf Verzweiflung hin.
Es ist durchaus vorstellbar, dass dieses Portrait erst nach dem Tod Couriers aus dem Gedächtnis heraus gemalt worden ist oder aber in den letzten Jahren seines Lebens. Die Hoffnungslosigkeit Couriers ist spürbar und sein Lächeln wirkt gezwungen. Hier sehen wir offensichtlich den Mann, der nach der Eröffnung der unheilvollen Nachricht drauf und dran ist, sich zu erhängen oder zu ertränken.
Das Bild befindet sich im Versailler Museum. Anlässlich der Gedächtnisfeier zum 100. Todestag Couriers in Tours hat Marguerite Marie Martin eine Kopie davon angefertigt. Sie ist Eigentum der Stadt Tours und momentan im Conseil géneral (Generalrat) von Indre-et-Loire, im Raum, der den Namen Paul-Louis Courier trägt, zu sehen.

Paul-Louis Courier Edition de Bruxelles_1826 Scheffers Bild hat vielen Graveuren als Quelle der Inspiration gedient.
Die erste Gravur erschien auf dem Buchdeckel der ersten Ausgabe der politischen Pamphlete und literarischen Hefte, die 1826 in Brüssel erschienen sind. Die Gesichtszüge sind hier markanter dargestellt und die Zeichnung hat insgesamt kaum Ähnlichkeiten mit dem Bild. Es handelt sich um eine Radierung ohne Angabe des Künstlers, der Name des Pamphletisten wird dabei mit Doppel-r geschrieben. Diese Gravur von fragwürdiger Qualität wurde auch in der Paulin Ausgabe von 1832 wieder verwendet.
Die Gesamtausgabe der Werke Paul-Louis Couriers, 1828 herausgegeben von der „Pariser Buchhandlung“ in Brüssel, ziert ein unsigniertes Portrait mit nach rechts geneigtem Kopf. Dazu findet sich folgende Anmerkung: „P.-L. Courier, ermordet 1825“. Das Bild ähnelt dem Werk Scheffers.

Paul-Louis Courier Edition de Paulin 1834 1834 findet sich in der Ausgabe des Gesamtwerkes in vier Bänden bei Paulin et Perrotin eine Radierung von Adèle Ethiou mit dem Vermerk: „Paul-Louis Courier. Herausgeber: Paulin et Perrotin“ Da die Zeichnung nüchterner ausgearbeitet ist, mildert sie ab, was an seiner Kleidung und seinen Gesichtszügen ungepflegt wirken könnte. Ließ sich Adèle Ethiou hier von der Gravur beeinflussen, die sie ein Jahr zuvor nach dem Porträt Hersents angefertigt hatte?

Paul-Louis Courier par Adèle Ethiou Auch Firmin Didot griff 1837 für seine Ausgabe des Gesamtwerkes auf diese Gravur zurück, ebenso der Herausgeber Garnier im Jahre 1866. Robert Gaschet bildete sie in „Die Jugend Paul-Louis Couriers“ ab.
1845 gab Firmin Didot die Werke Couriers neu heraus, er wandte sich dieses Mal an den Graveur Hopwood. Das Gesicht wirkt darauf älter als auf der Gravur von Adèle Ethiou. Das Porträt ziert eine neue Ausgabe von 1874.
Einige Graveure haben nach der Vorlage von Adèle Ethiou gearbeitet und sich dabei vom Original entfernt oder es nur teilweise berücksichtigt. Dies trifft auf die mit Stichel und Schabkunst geschaffenen Radierung zu, die für das Buch von Stanislas Bellanger „La Touraine ancienne et moderne“ (erschienen 1845 bei L. Mercier) erst von Th. Frère gezeichnet und dann von Mauduison graviert worden ist.

Paul-Louis Courier par Fonrouge Fonrouge fertigte eine Lithographie nach einer Zeichnung von Ch. Lelièvre an und fügte folgenden Kommentar hinzu: „P.-L. Courier. Sammlung der Zeitung le Voleur, Portrait n° 7“ Es gibt auch Abzüge davon auf Chinapapier. Das Portrait wurde direkt in Stein geritzt. Auf dem Abzug erscheint das Porträt im Halbprofil spiegelverkehrt, d.h. mit einer dreiviertel Drehung nach rechts. Dies ist keine geglückte Verkehrung.
Einige Graveure, die unter dem Druck standen, schnell liefern zu müssen, kopierten die Zeichnung der Ausgabe von 1826. Adolphe Lalauze lieferte 1876 für eine Ausgabe von Bücherfreunden eine Radierung , auf der Courier etwas jünger aussieht als in Wirklichkeit. Dadurch ist er angenehm anzusehen.
Louis Monziès hingegen legte den Herausgebern Lemerre 1880 eine Ätzradierung mit allzu markanten Gesichtzügen vor, wodurch diese Couriers Miene darauf noch negativer beeinflussen als in Wirklichkeit. Von diesen beiden wurde das Portrait von Lalauze für Louis Desternes Buch Paul-Louis Courier und die Bourbonen ausgewählt. Es erschien auch als Titelbild auf den Heften der Gesellschaft der Freunde von Paul Louis Courier (SAPLC), und zwar seit ihrer Gründung bis 1994.

Paul-Louis Courier von Jules Robert Porträt von Paul-Louis Courier von Jules Robert und A. Gitton, in den 1820er Jahren (Anonym, BM Tours, Mittel Caron).
Der Schriftsteller Jules Robert (1843-1898) arbeitete mit mehreren Zeitungen (L'Illustration, Geschichte der Maler). Er war auch Autor mehrerer Banknoten und Medaillen.

Paul-Louis Courier par sa femme Herminie Courier Hermine Courier war eine Künstlerin. Sie spielte Klavier und erhielt Malunterricht von Mme Vigée-Lebrun, die Hofporträtistin von Ludwig XVI. war. Paul-Etienne hat die künstlerische Begabung seiner Mutter geerbt. Er illustrierte hauptsächlich zuvor selbst übersetzte Szenen aus Charaktere von Theophrast, dem Aristoteles-Nachfolger am Peripatos.
1817 entgeht Paul-Louis nur knapp dem Tode. Im Sommer hielten sich seine Frau und er zeitweise in den Thermalbädern von Cauterets in den Pyrenäen auf. Das Porträt, das hier zu sehen ist, hat Herminie gemalt. Das Aquarell entstand am 10. Mai des Jahres als Etienne Clavier auf tragische Weise aus dem Leben schied.
Ein interessantes Detail: Herminie Courier malt ihren Ehemann mit blauen Augen. Dies widerspricht den Angaben der Polizeiakte, die Courier graue Augen zuschreibt. Bei der Wahl zwischen der Ansicht der Polizei und dem Blick Madame Couriers braucht man natürlich nicht lange zu zögern: Couriers Augen waren blau.




Drei Skulpturen

Véretz
Paul-Louis Courier par Viollet-le-Duc (photo JP Lautman) Der Architekt Eugène Viollet-le-Duc ließ auf seinem Denkmal ein nach links gerichtetes Courier-Profil herausarbeiten. Originalgetreu ist diese Darstellung nicht.



Paris
Paul-Louis Courier à l'Hôtel de ville de Paris In einer Nische der Pariser Rathausfassade – das Gebäude war im Jahr 1882 neu aufgebaut worden – findet sich eine Courier- Statue. Sie ist bekleidet mit einem Gehrock und Stiefeln, eine Kopfbedeckung trägt sie nicht. Darüber befindet sich die Skulptur von Le Sueur, darunter diejenige Ledru-Rollins. Der Pamphletist hält eine Feder in der rechten und ein den Simple discours repräsentierendes Blatt in der linken Hand.



Tours
Paul-Louis Courier à l'Hôtel de ville de Tours D as Rathaus von Tours erhielt 1904 eine Statue Couriers, die der Steinmetz Albert Lefeuvre angefertigt hat. Der Dargestellte zeichnet sich durch eine stolze Erscheinung aus und ist mit Sicherheit jünger als Courier zur Entstehungszeit des Simple discours, den er in der linken Hand hält. Der Blick ist selbstbewusst gen Horizont (der Zukunft?) gerichtet. Den Sockel ziert die Inschrift: Paul-Louis Courier. Geboren 1772 in Paris. Gestorben 1825 in Véretz. In den anderen Ecken der ehemaligen Eingangshalle befinden sich die Skulpturen dreier weiterer berühmter Persönlichkeiten aus der Touraine: Jean Fouquet, Guillaume Briçonnet und der Marschall Boucicaut.


Schließlich gab das Pariser Hôtel des Monnaies zum 200. Geburtstag Couriers im Jahr 1972 eine Münze aus Bronze und Silber heraus, die das Profil des Schriftstellers zeigt. Entworfen wurde sie von René Andréi, der sich am Portrait Ary Scheffers orientierte.


Nach Camille Bernard und Jean-Pierre Lautman, Mitglieder der SAPLC (Gesellschaft der Freunde von Paul Louis Courier)


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